Feng Shui ist eine taoistische Harmonielehre aus China und wird im traditionellen chinesischen Denken als Naturwissenschaft gesehen. Unser Leben und Schicksal sind demnach eng mit unserer direkten Umgebung und der Natur verbunden. Dieses analytische System wurde nicht von einer einzelnen Person entwickelt, sondern entstand in jahrtausendealten Überlieferungen, die auf genauer Beobachtung und Experimenten beruhen.
„Der Kern von Feng Shui besteht darin, Yin und Yang zusammenzubringen, um Früchte zu tragen. Ebenso kann es ohne die Einheit von Yang (männliche Energie) und Yin (weibliche Energie) keine künftigen Generationen geben.“
Die Schriftzeichen 風 水 bedeuten wörtlich „Wind und Wasser“; Elemente, die in der Natur beide nur sehr schwer zu kontrollieren sind, auf deren Bewegung jedoch das Prinzip des Gleichgewichts gegensätzlicher und sich ergänzender Kräfte beruht.
Diese zwei grundlegenden Formen der Naturelemente lenken die Lebensenergie Chi. In der taoistischen Philosophie wird dies als Yin und Yang bezeichnet.
Dieses Zusammenspiel der Kräfte wird auch durch den Kreislauf der fünf Elemente, welche in der Umgebung vorkommen, verändert. Die Natur selbst stellt den Menschen als Vermittler zwischen die beiden großen Mächten des Himmels und der Erde, indem sie ihn mit seinem Lebensraum und seinem Schicksal in Verbindung bringt.
Mit Hilfe von Beobachtungen, Berechnungen und Messung und einem geomantischen Kompass (Lo Pan) erfasst Feng Shui die Wirkung der Umgebung und die ständigen, zum Teil zyklischen Veränderungen.
Es hilft uns, die Verbindung zwischen uns und der Umgebung, in der wir leben, zu finden. Feng Shui ist in der Lage, Veränderungsprozesse zu lesen und zu korrigieren und, wenn nötig, das richtige Gleichgewicht wiederherzustellen, damit das Chi frei und ungehindert zirkulieren kann.
Jeder wird sich an manchen Orten so wohl gefühlt haben wie zu Hause, während er sich an anderen müde, irritiert und unwohl gefühlt haben mag. Ein Raum steht in enger Wechselwirkung mit dem jeweiligen Menschen. Um seine persönliche Situation zu verändern, verbessern und Hindernisse aus dem Weg zu räumen, kann es nötig, sein, die persönliche Umgebung zu umzugestalten.
Feng Shui lehrt uns, wie wir den Fluss der natürlichen Energien an einem Ort ausgleichen und harmonisieren können, um eine positive Wirkung auf die Menschen zu erzielen, die dort leben.
Diese komplexe Disziplin beruht auf Überlieferungen, Beobachtungen, Ansätzen aus der Philosophie und Medizin. Für uns im Westen, die wir an wissenschaftliches Denken und Einordnen gewöhnt sind, ist dies ein ungewohnter Denkansatz.
Immer häufiger sehen sich Menschen mit schwierigen Situationen konfrontiert, die mit Geld, Beziehungen, Karriere, Familie, Ehe oder auch eigenen körperlichen und seelischen Wohlbefinden zu tun haben. Manche Menschen suchen dann nach Lösungen, indem sie sich auf diese alte östliche Weisheit zurückbesinnen und die natürlichen Kräfte nutzen, um eine ausgewogene Beziehung zur Umgebung wiederherzustellen.
Das Begreifen von Feng Shui beginnt dort, wo sich jeder als Bestandteil eines größeren Zusammenhangs versteht, in dem er Mitschöpfer und nicht Herr der Natur ist und wo Wissen als Mittel der Zusammenarbeit und nicht als Macht der Manipulation genutzt wird.
Ein Grundsatz, der vielen fernöstlichen Denkrichtungen gemeinsam ist, besagt, dass es im Universum eine unsichtbare, lebensspendende Kraft gibt.
In der hinduistischen Lehre wird es Prana genannt, im Chinesischen Chi oder Qui und in den mittelalterlichen Lehren bei uns Odem. Bildhaft übersetzt, würde man beispielsweise kosmischer Atem sagen.
Chi ist die grundlegende Kraft, die das gesamte Universum durchströmt und die Energien des Himmels der Erde und des Menschen verbindet. Jedes Lebewesen hat seine individuelle Energie, die mit dem allgemeinen Chi in Resonanz steht.
So zeigt das Konzept der 12 Akupunkturmeridiane in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wie die Energie in einem Menschen fließt. Nach dieser Lehre tritt das Chi tritt bei Geburt in den Körper ein und kreist dort auf diesen Akupunkturmeridianen bis zum Lebensende.
In ähnlicher Weise verlaufen in unserer Umgebung die Ströme des Chi, bildhaft „Drachenlinien“ genannt, über die Erde und verbinden sich durch ihre ständige Bewegung mit der Energie des Universums.
Chi ist beweglich und dessen Bewegung kann mit dem Fluss des Wassers verglichen werden; ähnlich dem Wasser, ist es möglich, das Chi zu lenken.
Während sich das Chi bewegt, verändert es sich laufend. Es kann gesammelt, gestärkt und geleitet werden. Es kann jedoch auch geschwächt, zerstreut oder blockiert werden und es kann dann erhebliche gesundheitliche, persönliche und wirtschaftliche Nachteile bringen.
Aufgabe des Feng Shui ist es, ein ideales Maß an unterstützendem Chi in die eigenen Räume zu leiten. Durch Einsatz passender Maßnahmen können Staus, die durch ungünstige Energieströme verursacht werden, beseitigt oder abgelenkt werden, so dass das Chi in seinem Kreislauf das Gleichgewicht wiedererlangen und dem Menschen nützen kann.
Die Ursprünge des Feng Shui sind zwar ungewiss, scheinen aber sehr alt zu sein. Manche Autoren datieren den Anfang in die Zeit der Qin-Dynastie 221 – 206 v. Chr.; andere hingegen datieren es auf die Zeit der Xia-Dynastie (2195-1675 v. Chr.).
Die erste systematische Definition findet sich bei Guō Pú (276-324 n. Chr.). Der Autor beschreibt, wie die Energie des Drachens (Chi) von den Bergen herabsteigt, sich durch die Winde verteilt und vor einem Gewässer stehen bleibt, wo sie sich sammelt und verdichtet.
Wohltuende Lebensenergie ist daher das Ergebnis eines Gleichgewichts von Kräften. Dieses entsteht durch das Vorhandensein von Elementen und Landschaftsformen, die die Bedingungen für das „Glück“ eines Ortes oder Gebäudes schaffen. Es gibt ein Feng Shui für die Häuser der Lebenden (Yang) und ein Feng Shui für die Häuser der Toten (Yin).